NAGA PELANGI II

Projektbeschreibung

Das Projekt, Naga Pelangi II in Duyong bauen zu lassen, ist eine Hommage an die aussergewöhnliche Kunst des klassischen Holzschiffbaus, den die malaiische Kultur hervorgebracht hat. Wie das Bauholz Chengal, ist diese Kunst vom Aussterben bedroht.

           
Duyong, 2003: Werft Hassan bin Ali's, auf der Naga Pelangi II entstehen wird

Bei der traditionellen, weltweit einmaligen Bautechnik Terengganus, werden die Planken in Feuer gebogen und danach, stumpf stossend, mit Eisenholzdübeln
(malai: basok), die aus "Penaga" Holz (Mesua Ferea) gemacht sind, auf einander befestigt. Weder Plan noch Spanten, nur Auge und Können des Meisters bestimmen die Form des Schiffes: Die Spanten werden nachträglich eingepasst! Die Planken sind nicht auf die europäische Art kalfatert, bei der Werg etc. in eine vorbereitete Fuge gehämmert wird. Beim Zusammenfügen der Planken wird ein Streifen Rinde vom Baum einer "Melaleuka"-Spezies (malai: kulit gelam)  über die angespitzten Dübel gedrückt, die ca. 5 cm Abstand voneinander haben.

   

   
     Aufhämmern einer Planke und Aufbringen der Baumrinde (kulit gelam), 2003

Anschliessend wird die neue Planke aufgehämmert, wobei etwa hundert Dübel in die die vorbereiteten Löcher passen müssen. Eine beeindruckende Leistung! So entsteht eine selbst tragende Hülle wie aus einem Guss, bei der 1-2 mm Rinde die Planken von einander trennen. Diese pflanzliche Kalfaterung hält die Schiffe trocken!

Naga Pelangi II (malai: Regenbogen Drachen) ist als traditionelle, 70 Fuss (21 m) über Deck grosse malaiische Dschunke vom Typ "PINIS" konzipiert und wird in der beschriebenen Technik gebaut.

Der Lateralplan (Unterwasserschiff) wurde den veränderten Anforderungen angepasst: Im Gegensatz zur normalen Terengganu Dschunke, wird Naga Pelangi II kein Lastensegler sondern ein "Vergnügungs"-Schiff. Deshalb wurde weniger Wert auf optimale Ladekapazität als auf gute Segeleigenschaften gelegt.

   

   
  Pinis "SABAR", Museum Terengganu                 Modell der Naga Pelangi II

Unter den Holzkiel werden 10 Tonnen Blei als Ballast gebolzt.

Das Baumaterial der Dschunke ist "Chengal", ein von Mythen umranktes Holz, das nur zwischen dem 5. und 8. Breitengrad auf der malaiischen Halbinsel vorkommt. Dieser langsam wachsende Laubbaum, der 60 m hoch werden kann, gehört zur Familie der "Dipterocarpaceae" und trägt den wissenschaftlichen Namen: "Neobalenocarpus Heimii".

Chengal verbindet eine mehrfach höhere Bruchfestigkeit als die der Eiche, sowohl horizontal als auch radial, mit höchster Flexibilität, was es zum idealen Material für den Holzschiffbau (Plankenbiegen) macht. Wie Teak enthält auch Chengal präservierende Substanzen, die das Holz schützen, so dass es, selbst unter härtesten Bedingungen, 100 Jahre alt wird. Es ist so hart, dass selbst Termiten es verschmähen und, frisch geschnitten, ist es schwerer als Wasser.

Die Malaien bauen nicht nur ihre Schiffe sondern auch ihre Häuser traditionell aus diesem Baustoff. Uralte Häuser können überall auf dem Land, in direkter Nachbarschaft von Termitenhügeln, besichtigt werden. Selbst ein Krafttrunk wird aus dem Sägemehl gepresst, so wird erzählt. Nur der Teredo, diese wild gewordene Molluske, ein skrupelloser Bohrwurm, die Geissel tropischer Gewässer, kann dieses Wunderholz angreifen, wenn es nicht mit Antifouling-Farbe geschützt ist. Das Holz unterliegt einem Exportverbot und ist ausserhalb der grossen staatlichen Naturschutzgebiete sehr selten geworden.

Einmal abgelagert, ist Chengal zu hart, um es biegen zu können. Deshalb muss das Holz für ein Bootsprojekt frisch aus den Stämmen geschnitten und während eines Jahres in der Sonne getrocknet werden. Danach muss der Bau beginnen.

   
      
Sägewerk, April 2003: Auswahl der Stämme aus Bergen von CHENGAL

Der Qualität dieses Baustoffes angemessen, möchten wir für die gesamte Konstruktion nur die besten Materialien (Siliziumbronzeschrauben, -bolzen etc.) verwenden.

Ein moderner Motor soll das Schiff auf 8 Knoten beschleunigen können und bei der Stromerzeugung soll ein Dieselaggregat die Solaranlage unterstützen. Eine Seewasserentsalzungsanlage wird für das Frischwasser sorgen und eine hydraulische Winde wird den Anker heben und das Segel hissen. In 3 geräumigen Doppelkabinen soll moderner Komfort mit Dusche/WC und Klimaanlage geboten werden.

Die altertümlich wirkenden Dschunkensegel werden im Kontrast stehen zu diesem modernen Innenausbau. Naga Pelangi II wird, wie alle traditionellen Dschunken Terengganus ihrer Grösse, ein Schoner sein. Mit diesem Rig habe ich 20 Jahre lang Erfahrungen gesammelt. Ich kenne keine Besegelung, welche dieses malaiisch modifizierte, "chinesische Luggersegel" an Ästhetik, gepaart mit Bedienungskomfort, übertrifft.

Das Projekt begann im Frühjahr 2003 mit dem Kaufen und Schichten des Bauholzes und dem Fällen der Bäume, die für Masten, Bugspriet und Gaffeln benötigt werden (siehe auch PHOTO DOKU). Diese Bäume (Hopea odorata) werden von den Malaien "Chengal Kampong" (malai: Dorf) oder "Chengal Pasir" (malai: Sand) genannt, weil sie auf den sandigen Böden ihrer Dörfer in Wassernähe gedeihen. Deshalb ist ihr Holz nicht so hart und schwer wie das des Urwald-Chengal. Die zubehauenen Rundhölzer wurden ins Wasser gelegt, um sich, nach altem Brauch, mindestens ein Jahr lang vollzusaugen, damit sie beim anschliessenden Ablagern nicht reissen.

Der Baubeginn ist mit der Kiellegung für das Frühjahr 2004 geplant. Die Naga Pelangi II soll im Laufe des Jahres 2006 fertiggestellt sein. Die Baustadien können in der "PHOTO DOKU" verfolgt werden.

Naga Pelangi II soll als Charterboot, vor allem in Malaysia, eingesetzt werden. Aber auch die Gewässer von Madagaskar im Indischen Ozean bis Palau im Pazifik und darüber hinaus können zum Einsatzgebiet dieser hochseetüchtigen Dschunke werden: z.B. als Lehrschiff zum Dschunkensegeln, für Filmaufnahmen auch kommerziell nutzbar, als komfortables Zuhause für Wissenschaftler maritimer Forschungsprojekte und im Segel- und Tauchtourismus (siehe auch Sponsoren & Investoren).